Startseite - Navigation
Zu den Siedlerseiten
www.siedler.erkersreuth.de

www.erkersreuth.de

www.erkersreuth.de

Glockenguss
Startseite - Navigation Kopf Archiv - Navigation

Glockenguss für Erkersreuth

Heiße Momente in der Glockengießerei

Gruppe aus Erkersreuth verfolgt gebannt, wie 1200 Grad heißes Kupfer und Zinn in die Glockenformen fließen

Bericht : Jürgen Henkel
Bilder : Jürgen Henkel und Andrea Müller

Passau/Erkersreuth - Zu einem großen, einmaligen und beeindruckenden Erlebnis wurde für 22 Teilnehmer aus der Kirchengemeinde Erkersreuth die Fahrt zur Glockengießerei Perner in Passau, um vor Ort den Guss der drei neuen Glocken für die Kirche "Zum Guten Hirten" mitzuerleben. Bereits um sechs Uhr früh startete die "Expedition nach Niederbayern", wie Pfarrer Dr. Jürgen Henkel in seiner launigen Begrüßung im Bus festhielt. Rund 12.00 Uhr mittags war es dann soweit: nach zwei Stunden letzter Vorbereitungen in der Gusshalle konnten die Gemeindeglieder live verfolgen, wie das auf rund 1200 Grad erhitzte Kupfer-Zinn-Gemisch sich ungeduldig brutzelnd, prasselnd, fauchend und spritzend aus dem großen Ofen ergoss und in die verschiedenen Gusskanäle eingeleitet wurde, unter denen sich an diesem Tag zehn Glockenformen befanden.

Glockenguss

Die Glockengießerei Perner zählt zu den renommiertesten Glockengießereien weltweit. Bei der Führung zu Beginn konnten die Gruppe aus Erkersreuth elf Glocken unterschiedlicher Größe bewundern, die jüngst für das orthodoxe Kloster Sihastria in Rumänien gegossen wurden, eines der berühmten Moldauklöster, die zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören. Es gab einen richtigen Menschenauflauf in der Passauer Firma an diesem Freitag: außer den Oberfranken aus Erkersreuth waren zwei Kirchengemeinden aus Bayern, eine slowenische und eine tschechische Gruppe - allesamt katholisch - ebenfalls mit ihren Pfarrern angereist, um beim Guss ihrer neuen Glocken zuzuschauen.

Auch die oberfränkische Gruppe war gemischt: "Außer Erkersreuth sind fast alle Ortsteile heute dabei. Das zeigt das große Interesse in der ganzen Gemeinde an der Renovierung und den neuen Glocken in der Erkersreuther Kirche", freute sich Vertrauensfrau Gerlinde Weber vom Kirchenvorstand. In der Tat waren außer Erkersreuth auch Wildenau, Selb-Plößberg, Vielitz-Siedlung, Dorf Plößberg, Reichenbach und Mühlbach vertreten. Der jüngste Teilnehmer war zwei Jahre alt, die betagteste Teilnehmerin 87 Jahre. "Wir alle erleben heute einen historischen Moment und einen großen Tag für unsere Kirchengemeinde und Erkersreuth. Und wir alle können später sagen, dass wir dabei gewesen sind", stimmte Pfarrer Henkel die Gruppe auf den Glockenguss ein.

Glockenguss

Nach einer Führung, bei der eine Mitarbeiterin der Glockengießerei den Weg vom Glockenplan über die Schablone bis zur fertigen Glocke erläuterte, wurden die rund 120 Schaulustigen aus Bayern, Tschechien und Slowenien in die wichtigste Werkshalle eingelassen: die Gusshalle mit der Glockengrube und dem riesigen Ofen, in dem mehrere Tonnen Kupfer und Zinn erhitzt werden. Von der Grube war freilich nichts mehr zu sehen, denn die Schablonen und Formen waren längst eingegraben. Die Glockenformen müssen beim Guss eingegraben sein, sonst würde die heiße "Lava" aus Kupfer und Zinn die Schablonen und Gussformen völlig zerspringen lassen und zum Bersten bringen.

Glockenguss

Es herrscht wuseliges Treiben vor dem Glockenguss in der dunklen Halle, das aufmerksam von den zahlreichen Zuschauern gefilmt, fotografiert und verfolgt wird. Jeder Handgriff sitzt, die Mitarbeiter der Glockengießerei arbeiten in Schutzanzügen, die an Astronauten erinnern. Erst kurz vor dem Guss werden die schnell schmelzenden Zinnbarren in den Ofen eingeschoben. Bei jeder Öffnung sprühen rot bis orange glühende Funken wie Fontänen aus dem Ofen. Es geht laut und flott zu in dieser letzten Stunde vor dem Guss. Auch die Fließschächte werden geleert und gesäubert. Sie sind vorgeheizt, damit die heiße spätere Füllung beim Durchfließen nichts an Hitze verliert.

Plötzlich herrscht dann Funkstille im Raum: jeder Lärm verstummt, die Türen werden geschlossen. Gießerei-Chef Rudolf Perner begrüßt alle Kirchengemeinden, die Pfarrer sprechen auf Deutsch, Tschechisch und Slowenisch Segensgebete für die neuen Glocken. Ab sofort muss absolute Ruhe herrschen, nur noch die leisen Absprachen der Glockengießer sind zu hören. Dann öffnet sich die Luke und das heiße Gebräu verlässt den Ofen, in dem es vorher mehrere Stunden lang auf die nötige Hitze hochgeheizt wurde.

Glockenguss

Eine Glocke nach der anderen wird nun gegossen. Das flüssige Gießmaterial bahnt sich seinen Weg durch die verschiedenen Kanäle nacheinander zu den einzelnen Glocken. Sorgfältig werden die einzelnen Schächte geöffnet: das glühende Edelmetall muss gleichmäßig fließen. Gebannt und fast schon ehrfürchtig verfolgen die Zuschauer das für die Glockengießer wie das Publikum schweißtreibende Geschehen.

Glockenguss

Jetzt herrscht höchste Hitze in der Gusshalle. Wer im Publikum heftig schwitzt - und das tun die meisten -, kann ermessen, wie anstrengend das für die Glockengießer ist unter ihren schweren Schutzanzügen. Mancher flieht an die frische Luft. Nach rund 30 Minuten sind die Glocken gegossen, die rot leuchtenden Schächte erinnern an den Guss. Die Türen öffnen sich wieder und das Publikum strömt zu kühlen Getränke und Brezeln, die die Glockengießerei vorbereitet hat.

Glockenguss

Die fließende rotglühende "Lava" zu verfolgen, die brutzelnden Geräusche zu hören und auch der Geruch der glühenden Gussmasse aus Edelmetall, das alles prägt sich sehr stark ein in die sinnliche Wahrnehmung. Der Glockenguss wird zum Fest für die Sinne. "Wir waren wirklich tief beeindruckt von dem, was wir da gesehen haben", sagte Jürgen Judas, der Vorsitzende des Evangelischen Gemeindevereins. Er trägt im Bus auf der Rückfahrt Schillers "Glocke" vor. Müde aber voller bunter Eindrücke kehrt die Gruppe nach Erkersreuth zurück. Jetzt heißt es erst einmal warten.

"Wir freuen uns schon, wenn die Glocken geliefert werden", sagt Kirchenvorsteher Alfred Volkmann, der sich auch glücklich schätzt, bei diesem Glockenguss dabei gewesen zu sein. "Das war ein ganz tolles Erlebnis", sagt er. Etwa drei bis vier Wochen brauchen die Glocken zum völligen Auskühlen. Dann werden sie geliefert und im Turm gegen die alten ausgetauscht. Die Bevölkerung und die Gemeindeglieder werden rechtzeitig über den Zeitpunkt informiert.

Zum Bericht "Glockenguss"
Zum Bericht "Neuer Klang"
Zum Bericht "Glockenausbau"
Zum Bericht "Glockenweihe"
Zur Bildergalerie "Glockenweihe und -einbau"
Zum Bericht "Glockeneinbau"
Zum Bericht "Glockenparty"

 

Archiv - Navigation Startseite - Seitenfuss